Luther

Luther – auf dem Glaubensweg zu einem liebenden Gott

Martin Luther hatte einen aufregenden und dramatischen Lebensweg. Ausgebrochen aus den festen Karrierevorstellungen seines Vaters, viele Jahre im Kloster als Mönch lebend, schließlich als Professor der Theologie lehrend, gerät er 1517 in einen rasch eskalierenden Konflikt mit der Kirche. „Ein kleiner Mönch nimmt es mit dem Machtapparat der römischen Kirche auf“ – so kennt man Luther und so wird er für seinen Mut und seine Standhaftigkeit bewundert.

Luther als Möch

Sein weiterer Lebensweg ist von Auseinandersetzungen um seine Reformation geprägt und nimmt mit der Heirat einer ehemaligen Nonne eine weitere überraschende Wendung. 62 Jahre alt ist Luther geworden.

Luthers „Glaubensweg“ in seinem Inneren verlief nicht minder wechselvoll und spannungsreich. Durch ein vorbildliches Leben als Mönch, durch Anstrengung und Selbstkasteiung wollte er „Rechtfertigung“ und Frieden vor Gott erlangen, doch er blieb von Zweifeln geplagt. Je mehr er sich bemühte, umso mehr wuchsen in ihm Vorwürfe gegenüber einem Gott, der scheinbar unerreichbare Forderungen an die Menschen stellte – bis er schließlich eine Entdeckung machte, die als „reformatorische Wende“ und „Turmerlebnis“ in die Geschichte einging.

In einem kleinen Turmzimmer studierte Luther den Römerbrief des Paulus. Ein einziger Vers (Röm 1,17), und darin der Kernsatz „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ trieb ihn zur Verzweiflung. Denn ein vor Gott „Gerechter“ zu sein, daran war er ja gescheitert. „Ich pochte aber trotzdem ungestüm an dieser Stelle bei Paulus an. Da erbarmte Gott sich meiner“, schreibt Luther später über dieses Erlebnis.
Mit einem Mal gingen ihm die Augen auf und er verstand den Satz auf umgekehrte Weise: Der Mensch muss nicht erst „gerecht“ werden, um dann von Gott beschenkt zu werden, sondern der Mensch, der sich ungeachtet seiner Kleinheit und Fehlerhaftigkeit Gott anvertraut, sich selbst nichts und Gott alles zutraut, findet das wahre Leben.

Luthers Siegel: Eine weiße Rose, das Herz mit dem Kreuz als Zentrum

Luther erlebte diese Erkenntnis als großes Gnadengeschenk und als Befreiung.
Gerecht vor Gott sein / Rechtfertigung / Gnade – in unseren Ohren klingen diese Worte wie ein altertümliches Juristendeutsch. Können wir diesen Weg mit Luther heute überhaupt mitgehen?

Entscheidend ist, woran denn Luther glaubte, als er damals in seinem Turmzimmer wirklich an Christus zu glauben begann: Es war das Begreifen eines ihm persönlich zutiefst liebevoll zugetanen Gottes, in der Person Jesu Christi.
Ob Mittelalter oder Gegenwart – Luther vertritt die Meinung, dass die Annahme eines zutiefst gnädigen (wir würden heute sagen „liebenden“) Gottes dem menschlichen Herzen zunächst fremd ist: „Es ist über alle Maßen schwer, dass ein Mensch glauben soll, dass ihm Gott gnädig sei um Christi willen, obwohl er ein großer Sünder ist. Ei, des Menschen Herz ist zu eng, dass ihm solches nicht will eingehen, noch dass er es fassen kann!“ Aber erst, wenn der Mensch diesen Schritt macht, kann er Gottes Güte erfahren. Unermüdlich hat Luther dazu ermutigt, an den gnädigen Gott zu glauben – wie die Lutherzitate auf dem Wanderweg bezeugen. Machen Sie sich mit Luther auf den Weg!